Heute, jetzt ist es genau 2 Jahre her, dass ich gut gelaunt und ohne jede böse Vorahnung den Anruf meines Sohnes Martin entgegennahm. „Mama, ich brauche meine Versicherungsnummer.“ „Ja, wart ich schau schnell auf der eCard nach. Äh. Warum?“ „Die in der Rettung brauchens.“ „Rettung?“ „Ich bin mit dem Radl gestürzt und jetzt bringen sie mich nach Amstetten.“ „Was ist passiert?“ „Nix tragisches passiert.“ „Ok, wir kommen nach Amstetten ins KH und holen dich ab.“ „Ok.“
Mein Mann Willi und ich fahren Richtung Amstetten. Ich rufe Martin an. „Wir sind gleich im KH.“ „Nein, brauchst nicht mehr hinfahren. Sie bringen mich jetzt nach St. Pölten. Es ist kein Kieferchirurg da.“ Bei diesem letzten Satz läuft es mir jetzt noch kalt den Rücken hinunter. Ich fühle sofort eine Art Beklemmung im Herzbereich, Oberkörper, mein Rücken zieht sich zusammen. Ich fühle mich so ohnmächtig. Aber mein Körper kann jetzt nicht ohnmächtig werden. Ich muss jetzt aufrecht bleiben. Irgendetwas schaltet nun komplett ab in mir. „Wir müssen nach Hause fahren. Dreh schnell um. Wir müssen nach St. Pölten. Wir bleiben kurz daheim stehen. Ich muss Sachen für Martin packen. Vielleicht muss er ja über Nacht bleiben.“ Ich fühle ich dem Moment nicht wirklich etwas. Ich funktioniere.
In St. Pölten angekommen werden wir darauf hingewiesen – Corona hurra! -, dass nur eine Person zu Martin darf. Der andere muss draußen vor der Tür warten. Ich frage „Darf ich noch schnell aufs Klo, bevor ich das Gebäude verlasse.“ Wie ein braves Hunderl gehe ich raus … Minuten vergehen, Stunden, … Ab und zu eine Nachricht. Martin beim Kieferchirurg. Zahn wir eingesetzt. Es wird finster. Komische Gestalten tummeln sich vor dem KH-Gelände. Es wird kühl. Ich spüre aber noch immer nichts. Muss funktionieren. Nach keiner Ahnung wie vielen Stunden kommen Martin und mein Mann aus dem KH. Ich sehe zum ersten Mal die Verletzungen. Der rechte obere Schneidezahn ist ausgebrochen und wurde neu eingesetzt. Schürfwunden im Gesicht und am Knie. Sehe alles an. Nehme alles zur Kenntnis. Ich funktioniere.
Daheim angekommen sitzen wir kurz im Wohnzimmer. Martin geht ins Bett. Ich folge ihm. Lege mich zu ihm. Er schläft. Oder er tut zumindest so. Ich liege an eng an ihm. Eine Hand habe ich an seinem Kopf. Ich verbinde mich mit der geistigen Welt. Ich erbitte Hilfe und Kraft. Ich schicke alle Energie und noch mehr in Martins Energiesystem. Ich verbinde mich mit dem wieder eingesetzten Zahn. Ich stelle mir vor, wie alle Wurzeln, alle Nerven, alle Bahnen, einfach alles wieder heilt und sich Wurzel und Zahnfleisch verbinden. Ich sehe die Nervenbahnen wachsen und sich fest einwurzeln. Ich weiß nicht, wie lange ich bei ihm lag. Ich weiß nur, dass ich noch nie in meinem Leben so viel Energie an jemand anderen geschickt habe und so intensiv Heilung erbeten habe.
Heute 2 Jahre nach dem Unfall hält der Zahn nach wie vor felsenfest. Sowohl der damals diensthabende Kieferchirurg in St. Pölten, als auch alle anderen nachfolgenden Ärzte sagten uns sagen immer wieder, dass dies fast wie ein Wunder sei, dass sich der Zahn so erholt hat und so perfekt wieder eingewachsen ist. Ohne jede Komplikation. Wie lange er hält, das weiß niemand. Aber ich bin der festen Überzeugung, dass der Zahn noch sehr lange an seinem Platz sein.
Warum ich euch das schreibe? Ich weiß es nicht. Ich hatte den ganzen Tag den „Drang“ dazu. Vielleicht hilft es mir diesen Tag vor 2 Jahren etwas besser zu verarbeiten. Schreiben heilt mich. Meistens. Oft. Fast immer. Ich danke euch fürs „zuhören“.
#traudich an deine Kräfte zu glauben. Wir sind zu so viel mehr in der Lage, als uns allen bewusst ist.
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