Wir haben sie alle. Narben. Narben an unseren Körpern und vor allem Narben an unseren Seelen. Auch ich habe von beiden so einige. Die letzte an der Augenbraue hab ich ja mit Pomp und Brimborium mit euch geteilt. Ist es nicht so, dass wir versuchen diese Narben zu verstecken, zu kaschieren? Egal ob die Narben am Körper oder die unserer Seele? Ja niemand soll davon etwas sehen. Wir schämen uns dafür. Haben Angst damit etwas zu verlieren. Unsere „Schönheit“ im Innen und Außen. Narben passen da nicht ins Bild. Unsere Körper und unsere Seelen müssen perfekt sein. Makellos. Alles andere ist SCHANDE.
Aber genau so, wie ich nun zu meinen Umwegen, Irrwegen und Sackgassen stehe, so stehe ich zu meinen Narben – egal wo sie sind, egal wie groß, egal wie schön oder nicht so schön verheilt sie sind. Und genau diese Narben haben mich hierhergeführt. Haben mich diese Gruppe gründen lassen. Ich weiß, was es heißt Narben zu haben. Ich weiß wie es sich anfühlt sich damit verstecken zu wollen. Ich weiß, dass so viele von euch viel größere und schmerzhaftere Narben an Körper und Seele haben als ich. Ich habe den größten Respekt vor euch. Mir reichen die meinen und ich mag mir den Schmerz von vielen nicht mal erahnen.
Niemand kann uns unsere Narben nehmen. Sie sind geschehen. Sind da. Sind ein Teil von uns. Wir können nur lernen sie anzunehmen. Sie zu integrieren. Wenn auch nicht gleich sofort. Aber irgendwann. Sie sind ein Teil von uns. Wir dürfen sie nicht bekämpfen. Denn dann bekämpfen wir uns selbst.
All unsere Narben haben uns in die Knie gezwungen. Uns Schmerzen bereitet. Tränen sind geflossen. Verzweiflung. Hilflosigkeit. Wut. Trauer. Unsere Narben sind irgendwann verheilt. Die einen schneller, die anderen langsamer. Die einen schöner, die andren nicht so schön. Unsere Narben haben Erinnerungen geschaffen. Emotionen. Tief in uns. Wir dürfen das nicht verstecken. Unterdrücken. Wir dürfen das alles fühlen. Es ist ein Teil von uns. Für immer.
Reden wir darüber. Schreiben wir darüber. Aber bitte schweigen wir nicht darüber.
Ich habe den großen Wunsch, dass wir gemeinsam in eine Zukunft gehen, wo wir uns unserer Narben nicht mehr schämen müssen. Wo niemand mehr gebrandmarkt wird. Wo niemand mehr schief angeschaut wird.
In unsere gemeinsame Zukunft stehen wir zusammen, halten zusammen, weinen zusammen, lachen zusammen, gehen wir zusammen unseren Weg. Ohne Scham. Ohne Reue. Ohne Gewissensbisse. Ohne Angst. Nur in Liebe, Vertrauen, Demut und Dankbarkeit. Für immer.
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